Schulformen und Bildungswege
Orientierung und Informationen
Das hessische Schulsystem ist bunt und vielfältig, vielgliedrig – mit vielen verschiedenen Schulformen und Bildungswegen.
Durch die Einführung von G8, der Nachbesserung zum Y-Modell, der Einführung der Mittelstufenschule und der de facto Abschaffung der Hauptschule (aber nicht des Bildungsgangs) wurde das hessische Schulsystem noch weiter in verschiedene Schulformen und Bildungswege differenziert. Das bietet viele Chancen, kann aber auch ganz schön verwirrend sein – besonders für Eltern, die ihr Kind bestmöglich auf dem Bildungsweg begleiten möchten.
Eltern stehen oft vor der Herausforderung, die Unterschiede zwischen Schulformen, z. B. der Integrierten Gesamtschule (IGS) und der Kooperativen Gesamtschule (KGS) zu verstehen und herauszufinden, welche Schule am besten zu ihrem Kind passt. Manchmal ist auch der Wunsch da, dass das Kind Abitur machen soll und dafür das Gymnasium besuchen muss. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten die Fachhochschulreife zu erwerben - auch ohne Gymnasium.
Um Ihnen diese Orientierung zu erleichtern, stellen wir auf dieser Seite die Schulformen in Hessen übersichtlich vor. Mit diesen Informationen können Sie hoffentlich gut informiert und selbstbewusst den passenden Bildungsweg für Ihr Kind wählen.
Weitere Informationen
Einschulung und Übergang:
Bildungswege und Schulsystem
Primarstufe
Die Grundschule – Fundament der Bildung und Entwicklung
Die Grundschule ist die erste und wichtigste Schulform im deutschen Bildungssystem. Sie umfasst in der Regel die Klassen 1 bis 4 (in Berlin und Brandenburg bis Klasse 6) und ist für alle Kinder verpflichtend. In dieser Zeit werden die Grundlagen für das weitere Lernen gelegt – sowohl fachlich als auch persönlich.
Warum ist die Grundschule so wichtig?
Grundlagenvermittlung: In der Grundschule lernen Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen – Fähigkeiten, die sie ihr ganzes Leben brauchen werden.
Soziale Entwicklung: Neben dem Fachwissen stehen das soziale Miteinander, Teamarbeit, Rücksichtnahme und Konfliktlösung im Mittelpunkt. Kinder lernen, sich in einer Gruppe zurechtzufinden und Verantwortung zu übernehmen.
Individuelle Förderung: Die Grundschule nimmt jedes Kind mit seinen Stärken und Schwächen an. Unterschiedliche Lernmethoden, flexible Unterrichtsgestaltung und gezielte Fördermaßnahmen helfen, jedes Kind bestmöglich zu unterstützen.
Chancengleichheit: Die Grundschule ist für alle Kinder offen, unabhängig von Herkunft, Religion oder sozialem Status. Sie soll allen Kindern gleiche Startchancen ermöglichen.
Vorteile der Grundschule
Individuelle Förderung: Kinder werden dort abgeholt, wo sie stehen, und erhalten gezielte Unterstützung, wenn sie sie brauchen.
Ganzheitliche Bildung: Neben den klassischen Fächern werden auch Kreativität, Bewegung, Musik und soziales Lernen gefördert.
Starke Basis für die Zukunft: Die Grundschule bereitet Kinder nicht nur auf weiterführende Schulen, sondern auch auf das Leben vor.
Mögliche Herausforderungen
Unterschiedliche Lernvoraussetzungen: Kinder starten mit verschiedenen Vorkenntnissen und Fähigkeiten. Die Lehrkräfte müssen darauf flexibel eingehen.
Große Klassen: In manchen Regionen kann die individuelle Förderung durch hohe Schülerzahlen erschwert werden.
Übergang auf weiterführende Schulen: Am Ende der Grundschulzeit steht die Entscheidung für die weitere Schullaufbahn an, was für Familien eine Herausforderung sein kann.
Bedeutung der Frühförderung
Frühförderung beginnt vor der Grundschule und richtet sich an Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder besonderen Bedürfnissen. Sie ist entscheidend, um mögliche Schwierigkeiten früh zu erkennen und gezielt anzugehen. Frühförderung kann helfen, den Start in die Grundschule zu erleichtern und spätere Probleme zu vermeiden. Sie umfasst medizinische, therapeutische und pädagogische Maßnahmen und bezieht auch die Eltern mit ein.
„Die ersten Lebensjahre sind für die Entwicklung eines Kindes besonders prägend. Gerade bei Entwicklungsauffälligkeiten ist es ratsam, möglichst frühzeitig mit entsprechenden Fördermaßnahmen zu beginnen.“ [Forum Verlag Herkert]
Fazit
Die Grundschule ist weit mehr als nur der erste Schritt im Schulsystem – sie ist das Fundament für Bildung, Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen. Eine starke Grundschule und gegebenenfalls eine gezielte Frühförderung sorgen dafür, dass jedes Kind die besten Chancen für seinen weiteren Weg erhält.
Weiterführende Informationen:
- Änderung der Anzahl von Klassenarbeiten - Forderung des LEB zur Änderung der VOGSV
- Das Bildungssystem in Deutschland | Bildung | bpb.de
- Frühförderung bei Kindern: Wann ist sie nötig und für wen? | forum-verlag.com
- Frühförderung: Kein Grund zur Sorge | Diakoneo
- Grundschule: Erste Stufe des Bildungssystems für Kinder | eeducation.de
- Grundschule | kultus.hessen.de
Spezielle Schwerpunkte
Ersatzschulen
Ersatzschulen sind in Hessen Schulen in freier Trägerschaft, die das gleiche Bildungsangebot und die gleichen Abschlüsse wie öffentliche Schulen anbieten. Sie stehen somit als Alternative zu staatlichen Schulen zur Verfügung und erfüllen die gesetzliche Schulpflicht. Das bedeutet: Wer eine Ersatzschule besucht, kann dort zum Beispiel das Abitur, den Realschulabschluss oder andere staatlich anerkannte Abschlüsse erwerben – diese sind den Abschlüssen an öffentlichen Schulen vollkommen gleichgestellt. Ersatzschulen müssen vom Staat genehmigt werden und unterliegen der staatlichen Schulaufsicht. Sie sind verpflichtet, die geltenden Lehrpläne und Bildungsziele einzuhalten, dürfen aber eigene pädagogische Konzepte oder Schwerpunkte setzen. Die Lehrkräfte an Ersatzschulen müssen eine vergleichbare Ausbildung wie an öffentlichen Schulen nachweisen. In Hessen gibt es nur die sogenannte „genehmigte Ersatzschule“, die der „anerkannten Ersatzschule“ in anderen Bundesländern entspricht.
Ersatzschulen gibt es in Hessen nicht nur für weiterführende Schulformen, sondern auch als Grundschulen. Ersatzgrundschulen bieten die gleichen Bildungsinhalte und erfüllen die gleichen Anforderungen wie öffentliche Grundschulen. Auch hier gilt die staatliche Genehmigungspflicht und die Einhaltung der Lehrpläne. Familien haben somit die Möglichkeit, ihr Kind von Anfang an in einer Ersatzschule zu unterrichten, die ihren pädagogischen Vorstellungen entspricht, ohne auf die staatliche Anerkennung und die gesetzliche Schulpflicht verzichten zu müssen.
Ersatzschulen erhalten eine finanzielle Förderung durch das Land Hessen und bieten ihren Schülerinnen und Schülern Lernmittelfreiheit, das heißt, Schulbücher werden wie an staatlichen Schulen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Finanzierung wurde mit dem neuen Ersatzschulfinanzierungsgesetz 2024 nochmals verbessert, sodass die Planungssicherheit für Träger und Eltern weiter gestärkt wurde.
Privatschulen und Ergänzungsschulen
Der Begriff „Privatschule“ ist weiter gefasst: Alle Ersatzschulen sind Privatschulen, aber nicht jede Privatschule ist eine Ersatzschule. Neben den Ersatzschulen gibt es noch die sogenannten Ergänzungsschulen. Ergänzungsschulen bieten Bildungsgänge an, die es an öffentlichen Schulen so nicht gibt – beispielsweise spezielle berufliche Ausbildungen, internationale Abschlüsse oder besondere pädagogische Profile. Sie erfüllen nicht die gesetzliche Schulpflicht, ihre Abschlüsse sind nicht automatisch staatlich anerkannt und sie erhalten keine finanzielle Förderung durch das Land. Ergänzungsschulen müssen lediglich bei der Schulaufsicht angezeigt werden, benötigen aber keine staatliche Genehmigung.
Elternmitbestimmung an Schulen in freier Trägerschaft
In Hessen ist die Elternmitbestimmung an staatlichen Schulen besonders stark verankert: Sie ist als einziges Bundesland sogar in der Landesverfassung festgeschrieben und wird im Hessischen Schulgesetz detailliert geregelt. Eltern haben das Recht, in wichtigen Gremien wie Klassenelternbeirat, Schulelternbeirat und Schulkonferenz mitzuwirken und das Schulleben aktiv mitzugestalten. Diese Beteiligung ist gesetzlich garantiert und umfasst beispielsweise die Mitbestimmung bei schulischen Grundsatzentscheidungen, der Auswahl von Schulleitung und der Gestaltung des Unterrichtsalltags.
An Ersatzschulen, also Schulen in freier Trägerschaft, gelten diese gesetzlichen Vorgaben zur Elternmitbestimmung nicht automatisch in gleichem Umfang.
Die Schule muss Formen der Mitwirkung von Eltern und Schülerinnen und Schülern nach dem achten und neunten Teil dieses Gesetzes dem Wesen der Schule in freier Trägerschaft entsprechend gewährleisten. Hessisches Schulgesetz, § 171, Abs. 4
Der achte Teil des Schulgesetz regelt die Elternmitbestimmung auf Klassen, Schul-, Kreis- bzw. Stadt- und auf Landesebene. Der neunte Teil die Schülervertretung auf den unterschiedlichen Ebenen. Die wichtigen Schulgremien, wie Schulkonferenz und Gesamtkonferenz werden erst im zehnten Teil des Schulgesetzes geregelt. Das bedeutet, die Schule muss dafür sorgen, dass Eltern und Schülerinnen und Schüler mitbestimmen können. Dabei soll die Schule darauf achten, wie sie als freie (private) Schule organisiert ist, also wie sie als freie Schule arbeitet und was sie besonders macht. Jede Schule in freier Trägerschaft kann eigene Regeln, Werte oder ein besonderes Konzept haben. Die Mitbestimmung der Eltern und Schüler soll zu diesen Besonderheiten passen und nicht einfach genauso sein wie an einer staatlichen Schule. Die Schule kann also selbst entscheiden, wie die Mitwirkung aussieht, solange sie grundsätzlich möglich ist.
Eltern als wichtige Partner
Eltern sind auch an Ersatzschulen wichtige Partner und werden häufig in das Schulleben eingebunden, doch die konkrete Ausgestaltung der Mitwirkung hängt wie beschrieben vom jeweiligen Träger und dem pädagogischen Konzept der Schule ab. In der Praxis bieten viele Ersatzschulen vergleichbare Beteiligungsmöglichkeiten, etwa Elternbeiräte und Schulkonferenzen.
Für Eltern bedeutet das: Während sie an staatlichen Schulen auf umfassende und klar geregelte Mitbestimmungsrechte bauen können, sollten sie sich bei Ersatzschulen gezielt nach den konkreten Beteiligungsmöglichkeiten erkundigen. Oftmals schätzen Ersatzschulen das Engagement der Eltern sehr und bieten vielfältige Formen der Zusammenarbeit an – die konkrete Ausgestaltung kann aber von Schule zu Schule unterschiedlich sein.
Wer sich für eine Ersatzschule interessiert, findet in Hessen ein breites und in den letzten Jahren steigendes Angebot – von konfessionellen Schulen über Schulen mit reformpädagogischem Ansatz bis hin zu internationalen Schulen. Das Hessische Kultusministerium informiert auf seiner Website umfassend über Schulen in freier Trägerschaft, Genehmigungsverfahren und die aktuelle Gesetzeslage. Auch der Verband Deutscher Privatschulen Hessen e.V. bietet hilfreiche Materialien und Beratung für Eltern an.
Rechtliche Grundlagen:
- Hessisches Schulgesetz § 170 Ersatzschulen
- Hessisches Schulgesetz § 171 Genehmigung von Ersatzschulen
- Hessisches Schulgesetz § 173 Anerkannte Ersatzschulen
Weiterführende Informationen:
Individuelle Wege für besondere Talente
Jedes Kind bringt seine eigenen Stärken und Herausforderungen mit. Das hessische Förderschulsystem bietet viele Wege, damit Kinder mit besonderem Förderbedarf die Unterstützung erhalten, die sie brauchen – und ihren individuellen Bildungsweg mit Freude und Erfolg gehen können. Wird bei einem Kind ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt, eröffnet das hessische Schulsystem verschiedene Wege, um individuell und bestmöglich zu fördern. Ziel ist es immer, jedes Kind entsprechend seiner Fähigkeiten zu begleiten und zu stärken – sei es an einer Förderschule oder im Rahmen inklusiver Angebote an allgemeinen Schulen.
In Hessen gibt es Förderschulen mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten sind:
Förderschwerpunkt Lernen:
Hier werden Kinder unterrichtet, die trotz intensiver Förderung an der allgemeinen Schule die Anforderungen nicht erfüllen können. Ziel ist ein berufsorientierter Abschluss, der die Jugendlichen auf das spätere Leben vorbereitet.
Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung:
Diese Schulen bieten intensive sonderpädagogische Unterstützung für Kinder, die im Bereich des emotionalen Erlebens und des sozialen Handelns besondere Begleitung benötigen.
Förderschwerpunkt Sprachheilförderung:
Kinder mit ausgeprägten Sprachbeeinträchtigungen erhalten hier gezielte Förderung, um ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln und zu stärken.
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung:
In diesen Schulen steht die Vorbereitung auf ein möglichst selbstbestimmtes Leben in sozialer Gemeinschaft im Mittelpunkt. Die Bildungsabschlüsse orientieren sich individuell am Entwicklungsstand des Kindes.
Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung:
Schülerinnen und Schüler mit körperlichen oder motorischen Einschränkungen werden hier lernzieldifferent unterrichtet. Je nach Entwicklung können Abschlüsse im Förderschwerpunkt Lernen, geistige Entwicklung sowie auch Haupt- und Realschulabschlüsse erworben werden.
Förderschwerpunkt Sehen:
Diese Schulen richten sich an Kinder mit Sehbehinderung oder Blindheit. Sie bieten die Möglichkeit, alle Abschlüsse der allgemeinen Schule sowie Abschlüsse im Bereich Lernen oder geistige Entwicklung zu erreichen.
Förderschwerpunkt Hören:
Gehörlose, schwerhörige oder ertaubte Kinder sowie Schülerinnen und Schüler mit auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen werden hier gefördert. Auch hier sind alle Abschlüsse der allgemeinen Schule möglich.
Ziel: Rückkehr in die allgemeine Schule und Inklusion
Förderschulen verstehen sich in Hessen grundsätzlich als Durchgangsschulen. Das bedeutet, dass sie darauf ausgerichtet sind, die Schülerinnen und Schüler so zu fördern, dass eine Rückkehr an die allgemeine Schule möglich wird. Neben dem Besuch einer Förderschule gibt es auch die Möglichkeit der ambulanten sonderpädagogischen Förderung oder des inklusiven Unterrichts an Regelschulen. Für den inklusiven Unterricht besteht ein gesetzlicher Anspruch. Die ambulante Förderung wird vor allem in den Bereichen Sprachheilpädagogik, Erziehungshilfe und für sinnesbeeinträchtigte Kinder angeboten.
In der Praxis gestaltet sich ein Übergang in die Regelschule eher schwierig. Da es wohl an Konzepten zum Übergang fehlt und die Ressourcen von Förderschulen nicht “mitwandern”.
Die Koordination aller sonderpädagogischen Fördermaßnahmen übernimmt in Hessen das Beratungs- und Förderzentrum (BFZ), das Eltern und Schulen bei allen Fragen rund um Förderung und Schulwahl unterstützt.
Rechtliche Grundlagen
- Verordnung über Unterricht, Erziehung und sonderpädagogische Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen (VOSB)
- Richtlinien für Unterricht und Erziehung im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
- Richtlinien für Unterricht und Erziehung kranker Schülerinnen und Schüler
Weiterführende Informationen:
- Beratungs- und Förderzentren | kultus.hessen.de
- Ein inklusives Schulsystem - auch bei Lernhilfe! (2016) | Stellungnahme GlH
- Einweisung in die Förderschule | elternbund hessen
- Empfehlungen für den Unterricht und die Erziehung von Schülerinnen und Schülern mit Hörschädigung
- Lernen im inklusiven Unterricht | schulaemter hessen.de
- Inklusion | Themenportal Landeselternbeirat
- Sexueller Missbrauch – ein unerschrockenes Geschäft | sport-nachgedacht.de → Triggerwarnung: Der Artikel beschreibt ein pädagogisches Problem im Rahmen sexuellen Missbrauchs
- Sonderpädagogische Förderung in der Förderschule | kultus.hessen.de
- Sonderpädagogische Förderung und Inklusion | kultus.hessen.de
Sekundarstufe | Oberstufe
Das Gymnasium ist in Hessen eine der weiterführenden Schulformen, die direkt auf der Grundschule aufbaut. Es umfasst traditionell die Mittelstufe, auch Sekundarstufe I genannt, sowie die Oberstufe, die Sekundarstufe II. Schülerinnen und Schüler besuchen das Gymnasium in der Regel von der fünften bis zur zwölften oder dreizehnten Klasse. Ziel dieser Schulform ist es, eine vertiefte Allgemeinbildung zu vermitteln und die Jugendlichen optimal auf ein Studium oder anspruchsvolle Berufsausbildungen vorzubereiten.
Die Sekundarstufe I des Gymnasiums legt die Grundlagen in verschiedenen Fächern und führt die Schülerinnen und Schüler gezielt auf die Anforderungen der gymnasialen Oberstufe hin. In der Oberstufe können die Jugendlichen individuelle Schwerpunkte setzen, etwa in den Naturwissenschaften, Sprachen oder Gesellschaftswissenschaften. Am Ende der Oberstufe stehen die Abiturprüfungen, mit deren Bestehen die allgemeine Hochschulreife erworben wird, die zum Studium an allen Hochschulen berechtigt.
Im Jahr 2005 wurde in Hessen der verkürzte Bildungsgang G8 eingeführt. Dieses Modell verkürzt die Schulzeit bis zum Abitur auf acht Jahre. Die Umsetzung stieß jedoch auf erheblichen Widerstand von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie dem Landeselternbeirat, da die Verkürzung in Hessen anders als in anderen Bundesländern vor allem in der Mittelstufe erfolgte. Gerade in der Zeit der Pubertät führte dies zu einer hohen Belastung für die Schülerinnen und Schüler. Aufgrund dieses Protests hat die hessische Landesregierung 2015 beschlossen, die Möglichkeit zur Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) zu schaffen. Seitdem können Schulen selbst entscheiden, ob sie G8, G9 oder beide Modelle parallel anbieten, das sogenannte Y-Modell. Viele Schulen sind inzwischen wieder zum G9 zurückgekehrt, da der Druck von Eltern und Schülern groß war.
Abschlüsse am Gymnasium
Die Abschlüsse am Gymnasium sind vielfältig. Nach der zehnten Klasse können Schülerinnen und Schüler den mittleren Schulabschluss erreichen, sofern sie die entsprechenden Leistungen erbringen. Die Fachhochschulreife kann nach dem erfolgreichen Abschluss der zwölften Klasse, der sogenannten Qualifikationsphase II, erworben werden, wenn zusätzlich ein einjähriges Praktikum oder eine abgeschlossene Berufsausbildung nachgewiesen wird. Die allgemeine Hochschulreife, das Abitur, erhalten die Schülerinnen und Schüler nach Bestehen der Abiturprüfungen am Ende der Oberstufe. Generelle fachliche Grundlage für die Arbeit in der Qualifikationsphase und die Vorbereitung auf die Abiturprüfung sind die nationalen Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) sowie die „Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung" (EPA).
Am Ende der gymnasialen Oberstufe legen die Schülerinnen und Schüler in Hessen das sogenannte Landesabitur ab. Das bedeutet, dass die Abiturprüfungen in den wichtigsten Fächern landesweit einheitlich gestellt werden. Die Aufgaben für die schriftlichen Prüfungen, zum Beispiel in Deutsch, Mathematik oder den Leistungskursen, werden vom Hessischen Kultusministerium vorgegeben. So ist sichergestellt, dass alle Schülerinnen und Schüler in Hessen die gleichen Voraussetzungen haben und die Abschlüsse gut miteinander vergleichbar sind.
Neben den schriftlichen Prüfungen gibt es auch mündliche Prüfungen, die von den Lehrkräften an der eigenen Schule durchgeführt werden. Außerdem können die Schülerinnen und Schüler als fünfte Prüfungsleistung zum Beispiel eine Präsentation halten oder eine besondere Lernleistung einbringen. Das Landesabitur sorgt dafür, dass die Anforderungen für alle gleich sind und die Leistungen der Schülerinnen und Schüler fair bewertet werden. Mit dem erfolgreichen Bestehen des Landesabiturs erhalten die Jugendlichen die allgemeine Hochschulreife und können an jeder Universität oder Fachhochschule in Deutschland studieren.
Der Zugang zum Gymnasium setzt in der Regel den erfolgreichen Abschluss der Grundschule voraus. Ein Wechsel von anderen Schulformen wie der Realschule oder Gesamtschule ist möglich, wenn die Versetzung in die Mittelstufe erreicht wird.
Wer sich für das Gymnasium in Hessen interessiert, sollte die Angebote der Schulen und die Tage der offenen Tür nutzen, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Die Wahl zwischen G8 und G9 sowie die verschiedenen Profile der Schulen bieten viele Möglichkeiten, den Bildungsweg individuell zu gestalten und bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten.
Flexible Oberstufe
Der Landeselternbeirat Hessen setzt sich als Erstunterzeichner der Potsdamer Erklärung aktiv für eine Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe und des Abiturs ein. Im Rahmen des Bündnisses für ein zukunftsfähiges Abitur unterstützt der LEB die Initiative Flexible Oberstufe, die sich für mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, moderne Lernkultur und flexiblere Strukturen in der Oberstufe stark macht. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern mehr Freiräume zu eröffnen, damit sie Lerntempo, Lernzeit und Schwerpunkte stärker an die eigenen Bedürfnisse anpassen können. Die Flexible Oberstufe setzt sich für eine stärkere Individualisierung, eine Reduzierung starrer Belegverpflichtungen und neue, praxisnahe Prüfungsformate ein – etwa durch projektorientiertes, interdisziplinäres Arbeiten und die Möglichkeit, auch praktische oder multimediale Leistungen in die Abiturnote einzubringen.
Mit der Unterzeichnung der Potsdamer Erklärung fordert der Landeselternbeirat gemeinsam mit anderen Bildungsakteuren, dass das Abitur den Anforderungen des digitalen Wandels, der veränderten Arbeitswelt und der zunehmenden Vielfalt der Schülerschaft gerecht wird. Die Initiative versteht sich als Impulsgeber für Innovationen in der Oberstufe und arbeitet eng mit Schulen, Eltern und der Politik zusammen, um ein zeitgemäßes und chancengerechtes Abitur in Hessen und bundesweit zu ermöglichen
Rechtliche Grundlagen:
- Ausgestaltung der Bildungsgänge und Schulformen der Grundstufe und Mittelstufe und der Abschlussprüfung in der Mittelstufe - VOBGM (VO) - aktuelle Fassung
- Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO) - aktuelle Fassung
Weiterführende Informationen:
- Abitur in Hessen - Ein guter Weg. Broschüre 2021. Hinweis: Auf Grund des Inkrafttretens der novellierten Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO) bildet die Broschüre nicht den aktuellen Stand der Rechtslage ab. Sobald die Broschüre aktualisiert ist, wird sie hier ausgetauscht.
- Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz | kmk.org
- Das Gymnasium | kultus.hessen.de
- Die Potsdamer Erklärung — Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur
- Landesabitur | kultus.hessen.de
- Vereinbarung über Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung | kmk.org
- Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung |kmk.org
Die Hauptschule in Hessen – Praxisnaher Bildungsweg mit Zukunft?
Die Hauptschule ist ein wichtiger Bestandteil des hessischen Schulsystems, auch wenn sie als eigenständige Schulform ausläuft. Der Bildungsgang Hauptschule und der Hauptschulabschluss bleibt aber weiterhin bestehen und kann an verschiedenen Schulformen wie verbundenen Haupt- und Realschulen, Mittelstufenschulen sowie kooperativen und integrierten Gesamtschulen erworben werden.
Was ist die Hauptschule?
Die Hauptschule umfasst in der Regel die Klassen 5 bis 9. Sie baut auf den Grundlagen der Grundschule auf und legt besonderen Wert auf praxisnahen, handlungsorientierten Unterricht. Im Mittelpunkt stehen die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, die Vorbereitung auf das Berufsleben und die Förderung individueller Stärken und Interessen.
Schwerpunkte und Besonderheiten
Praxisorientierung: Viele Fächer, Projekte und Praktika bereiten gezielt auf die Arbeitswelt vor. Das Fach Arbeitslehre, Betriebserkundungen und Praktika sind zentrale Bestandteile. Individuelle Förderung: Die Hauptschule bietet gezielte Unterstützung und Differenzierung, zum Beispiel durch verschiedene Leistungsgruppen in Mathematik oder Deutsch. Klassenlehrerprinzip: Eine Lehrkraft betreut die Klasse in mehreren Fächern, was für eine enge Beziehung und gute Unterstützung sorgt.
Abschlüsse und Möglichkeiten
Hauptschulabschluss: Nach Klasse 9, mit zentralen Prüfungen in Deutsch, Mathematik (und eventuell Englisch) sowie einer Projektprüfung. Voraussetzung ist eine Gesamtleistung von 4,4 oder besser.
Qualifizierender Hauptschulabschluss: Bei einer Gesamtleistung von mindestens 3,0 und Erfüllung weiterer Bedingungen. Damit kann das 10. Hauptschuljahr besucht und der Mittlere Abschluss (Realschulabschluss) erworben werden.
Weitere Wege: Wer besonders gute Leistungen zeigt, kann jederzeit in eine höhere Schulform wechseln (z. B. Realschule oder Gesamtschule).
Vorteile der Hauptschule
Starke Praxisnähe: Sie bereitet gezielt auf Ausbildungsberufe vor und erleichtert den Einstieg in die Berufswelt.
Individuelle Förderung: Schülerinnen und Schüler werden nach ihren Fähigkeiten gefördert und unterstützt.
Vielfältige Übergänge: Mit einem qualifizierenden Hauptschulabschluss stehen weitere schulische Wege offen.
Herausforderungen
Image: Die Hauptschule wird manchmal unterschätzt, obwohl sie viele Chancen bietet. Der Gesetzgeber hat darauf reagiert, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr in Hauptschulen angemeldet haben. Im Schulgesetz (HSchG, § 23 Abs. 6) wurde geregelt, dass bestehende eigenständige Hauptschulen in eine andere Schulform überführt und neue nicht mehr errichtet werden.
Warum ist die Hauptschule wichtig?
Die Hauptschule bietet Jugendlichen eine solide Allgemeinbildung und legt die Basis für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Sie richtet sich besonders an praxisorientierte Schülerinnen und Schüler, die frühzeitig ihre Stärken entdecken und gezielt gefördert werden wollen. Die enge Begleitung durch Lehrkräfte und die gute Verbindung zur Arbeitswelt machen sie zu einer wichtigen Option im hessischen Bildungssystem.
Weiterführende Informationen:
Die verbundene Haupt- und Realschule (verb. HRS) ist in Hessen eine Schulform, die Schülerinnen und Schülern nach der Grundschule vielfältige Bildungswege eröffnet. Sie umfasst die Jahrgangsstufen 5 bis 9 (Hauptschule) beziehungsweise 5 bis 10 (Realschule) und bietet damit die Möglichkeit, beide Abschlüsse – den Hauptschulabschluss und den Realschulabschluss – unter einem Dach zu erreichen. Sie bietet einen flexiblen und zukunftsorientierten Weg für Schülerinnen und Schüler, ihren individuellen Bildungsweg zu gestalten und mit einem soliden Abschluss in die nächste Lebensphase zu starten.
Wie funktioniert die verbundene Haupt- und Realschule?
An einer verbundenen Haupt- und Realschule werden die Bildungsgänge der Hauptschule und der Realschule organisatorisch und pädagogisch miteinander verbunden. In vielen Fällen starten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam in einer sogenannten Förderstufe, die die Klassen 5 und 6 umfasst. In dieser Zeit lernen alle Kinder gemeinsam, unabhängig davon, welchen Bildungsgang sie später einschlagen. Erst nach der Förderstufe erfolgt die Zuweisung in den Haupt- oder Realschulzweig – je nach Leistungsstand, Interessen und Entwicklung des Kindes.
In anderen Schulen werden die Bildungsgänge von Anfang an getrennt geführt, sodass die Schülerinnen und Schüler direkt nach der Grundschule entweder den Hauptschul- oder den Realschulzweig besuchen. Unabhängig vom organisatorischen Modell profitieren die Kinder von einem engen Miteinander: Sie können bei entsprechender Leistung zwischen den Zweigen wechseln, ohne die Schule oder ihren Freundeskreis verlassen zu müssen.
Unterricht und Differenzierung
Im Unterricht der verbundenen Haupt- und Realschule wird besonderer Wert auf individuelle Förderung gelegt. In den Hauptfächern wie Deutsch, Mathematik und Englisch findet meist eine Differenzierung nach Leistungsniveau statt: Schülerinnen und Schüler mit Realschuleignung besuchen Kurse auf erweitertem Niveau (R-Kurse), während Hauptschüler auf grundlegendem Niveau (H-Kurse) unterrichtet werden. In den Nebenfächern lernen die Kinder häufig gemeinsam im Klassenverband, wobei die Lehrkräfte die Inhalte binnendifferenziert aufbereiten.
Diese Durchlässigkeit ist ein großer Vorteil: Gute Hauptschülerinnen und Hauptschüler können probeweise am Realschulunterricht teilnehmen, während Realschülerinnen und Realschüler bei Bedarf in einzelnen Fächern auf Hauptschulniveau wechseln können. Ein Wechsel zwischen den Bildungsgängen ist somit flexibel möglich und wird pädagogisch begleitet.
Abschlüsse und Perspektiven
An der verbundenen Haupt- und Realschule können verschiedene Abschlüsse erworben werden:
- Der Hauptschulabschluss und der qualifizierende Hauptschulabschluss nach Klasse 9.
- Der mittlere Abschluss (Realschulabschluss) nach Klasse 10, einschließlich des qualifizierenden Realschulabschlusses, der zum Besuch der gymnasialen Oberstufe berechtigen kann.
Die zentralen Abschlussprüfungen in Hessen finden für beide Bildungsgänge zeitgleich statt. Die Prüfungen umfassen Deutsch, Mathematik und Englisch sowie eine Präsentationsprüfung im Realschulzweig.
Mit einem erfolgreichen Abschluss stehen den Schülerinnen und Schülern viele Wege offen: Sie können in die gymnasiale Oberstufe wechseln, eine Berufsausbildung beginnen oder eine Fachoberschule besuchen.
Vorteile der verbundenen Haupt- und Realschule
- Flexible Wechselmöglichkeiten zwischen den Bildungsgängen ohne Schulwechsel
- Individuelle Förderung und Differenzierung im Unterricht
- Gemeinsames Lernen und soziale Stabilität im Klassenverband
- Anschlussmöglichkeiten nach dem Abschluss
Die zentralen Abschlussprüfungen und ihre Rahmenbedingungen werden jährlich durch das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) veröffentlicht, die neuesten Durchführungsbestimmungen und Prüfungstermine finden sich online beim Ministerium. Die grundlegenden Strukturen und Möglichkeiten der verbundenen Haupt- und Realschule haben sich in den letzten Jahren nicht verändert.
Weiterführende Informationen:
Die Integrierte Gesamtschule (IGS) steht für gemeinsames Lernen, individuelle Förderung und vielfältige Bildungswege – ein starker Ort für die Entwicklung junger Menschen in Hessen.
Die IGS ist eine moderne und offene Schulform in Hessen, die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Begabungen und Empfehlungen gemeinsam unterrichtet. Von Klasse 5 bis 10 lernen Kinder mit Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialempfehlung zusammen in einer Schule. Ziel ist es, die Vielfalt an Lernvoraussetzungen, Interessen und kulturellen Hintergründen zu berücksichtigen und jedem Kind die bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen.
In der IGS gibt es einen gemeinsamen Kernunterricht für alle sowie Kurse, die je nach Anspruch, Begabung und Neigung gewählt werden. So können die Schülerinnen und Schüler individuell gefördert werden und ihren eigenen Bildungsweg gestalten. Die Organisation des Unterrichts erlaubt es, Schwerpunkte entsprechend der Leistungsfähigkeit und den Interessen zu setzen und getroffene Entscheidungen flexibel zu korrigieren. Das fördert nicht nur die schulische Entwicklung, sondern auch das gegenseitige Verständnis und das soziale Miteinander.
Ein besonderer Vorteil der IGS ist, dass es keine klassischen Versetzungen gibt: Alle Schülerinnen und Schüler rücken automatisch in die nächste Jahrgangsstufe auf. Erst in den Jahrgangsstufen 9 und 10 wird gemeinsam mit den Eltern und Lehrkräften entschieden, welcher Abschluss angestrebt werden soll. Ab Klasse 8 erhalten die Eltern jährlich eine schriftliche Information darüber, welcher Abschluss nach dem aktuellen Leistungsstand möglich ist.
An der IGS können verschiedene Abschlüsse erreicht werden: der Hauptschulabschluss, der qualifizierte Hauptschulabschluss und der mittlere Abschluss (Realschulabschluss). Mit dem mittleren Abschluss ist der Übergang in die gymnasiale Oberstufe oder ein berufliches Gymnasium möglich. Ist an der IGS ein eigener Gymnasialzweig angegliedert, kann dort nach 13 Schuljahren sogar das Abitur erworben werden.
Die Integrierte Gesamtschule bietet somit einen flexiblen und durchlässigen Bildungsweg, der auf die individuellen Bedürfnisse und Potenziale der Schülerinnen und Schüler eingeht. Sie ist besonders geeignet für Familien, die sich eine Schule wünschen, in der Kinder gemeinsam lernen, sich gegenseitig unterstützen und in ihrer Entwicklung umfassend begleitet werden.
Weiterführende Informationen:
- Beispiel: Anne-Frank-Schule, Raunheim
- Entstehung der IGS in Hessen 2010 | Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens
- Gesamtschule | kultus.hessen.de
- Kurseinstufung in der IGS | Elternbund Hessen
- Handreichung zum Umgang mit den Lehrplänen der IGS | kultus.hessen.de
- 40 Jahre Gesamtschulen in Hessen 2009 | Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens
- Landesverband Hessen im Ganztagsschulverband e.V.
- OloV Hessen
- Schulewirtschaft – Kooperation von Schulen & Wirtschaft
- Zukünftige Entwicklung und Rolle der IGS in Hessen (GGG-Magazin 2022) - Prof. Dr. Alexander Lorz
Die Kooperative Gesamtschule (KGS) steht für Vielfalt, Flexibilität und die Chance, den passenden Bildungsweg für jedes Kind zu finden – gemeinsam unter einem Dach.
Die (KGS) ist eine Schulform in Hessen, die verschiedene Bildungswege unter einem Dach vereint. An einer KGS werden die Hauptschule, die Realschule und die Mittelstufe des Gymnasiums als eigenständige Zweige geführt. So können Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten und Interessen in unterschiedlichen Bildungsgängen lernen, bleiben aber dennoch Teil einer gemeinsamen Schulgemeinschaft.
Oft beginnt die KGS mit einer sogenannten Förderstufe, in der die Jahrgangsstufen 5 und 6 des Haupt- und Realschulzweigs gemeinsam unterrichtet werden. Auch die Jahrgangsstufen 5 und 6 des Gymnasialzweigs können dazugehören und bereiten gezielt auf den Übergang in die höheren Klassen des Gymnasiums vor. Die Unterrichtsorganisation an der KGS ist flexibel: In manchen Fächern findet der Unterricht schulformübergreifend statt. Das bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler – je nach Eignung – auch an Kursen anderer Zweige teilnehmen können. So werden individuelle Begabungen gefördert und die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsgängen erleichtert.
Ein zentrales Ziel der KGS ist es, allen Kindern gemeinsame Lernerfahrungen zu ermöglichen und sie bestmöglich in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Die Kooperation zwischen den verschiedenen Schulzweigen wird durch gemeinsame Projekte, Veranstaltungen und ein lebendiges Schulleben gestärkt. So profitieren die Schülerinnen und Schüler nicht nur fachlich, sondern auch sozial voneinander.
An der KGS können verschiedene Abschlüsse erworben werden: der Hauptschulabschluss, der qualifizierte Hauptschulabschluss, der mittlere Abschluss (Realschulabschluss) sowie – bei entsprechender Leistung und nach dem Besuch des Gymnasialzweigs – die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe. Ist ein Gymnasialzweig vorhanden, kann an der KGS auch das Abitur abgelegt werden, entweder nach 12 Jahren (G8) oder nach 13 Jahren (G9). Seit dem Schuljahr 2008/2009 ist es den kooperativen Gesamtschulen in Hessen wieder möglich, zum neunjährigen Bildungsgang (G9) zurückzukehren.
Die KGS bietet somit vielfältige Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Interessen und Lernvoraussetzungen. Sie vereint die Vorteile des dreigliedrigen Schulsystems mit den Chancen gemeinsamer Bildung und individueller Förderung.
Weiterführende Informationen:
Die Mittelstufenschule ist eine Schulform in Hessen, die 2011 eingeführt wurde. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die nach der Grundschule einen praxisnahen und individuell begleiteten Bildungsweg suchen. Durch die Verbindung von Haupt- und Realschule profitieren die Kinder von einem längeren gemeinsamen Lernen und einer gezielten Förderung, die auf ihre individuellen Stärken und Interessen eingeht.
So ist die Mittelstufenschule aufgebaut:
In den Klassen 5 und 6 lernen alle Kinder zunächst gemeinsam. Diese Eingangsstufe bietet die Möglichkeit, sich in einer vertrauten Gruppe weiterzuentwickeln und die eigenen Fähigkeiten besser kennenzulernen.
Ab Klasse 7 findet eine Kompetenzfeststellung statt. Dabei werden die Stärken und Interessen der Kinder analysiert, um sie anschließend gezielt in kleineren Lerngruppen zu fördern.
Weiterführender Bildungsgang - keine Mitbestimmungsmöglichkeit der Eltern
Mit Anmeldung an die Mittelstufenschule entscheiden sich Eltern für dieses Konzept. Dieses Konzept sieht vor, dass nach der Kompetenzfeststellung die Schule entscheidet – in enger Abstimmung mit den Schülerinnen und Schülern – ob der Hauptschul- oder der Realschulbildungsgang weiter besucht wird. Eltern können diesen weiteren Bildungsgang nicht selbst wählen!
Ein besonderer Schwerpunkt der Mittelstufenschule liegt auf der Berufsorientierung und der Förderung der Ausbildungsreife. Die Jugendlichen werden frühzeitig auf das Berufsleben vorbereitet und können durch enge Kooperationen mit beruflichen Schulen und Betrieben praktische Erfahrungen sammeln. So erhalten sie einen realistischen Einblick in verschiedene Berufsfelder und können ihre eigenen Interessen und Talente entdecken.
An der Mittelstufenschule sind verschiedene Abschlüsse möglich: der Hauptschulabschluss nach Klasse 9, der qualifizierende Hauptschulabschluss bei besonders guten Leistungen und der Mittlere Abschluss (Realschulabschluss) nach Klasse 10. Voraussetzung für den Besuch einer Mittelstufenschule ist der erfolgreiche Abschluss der Grundschule.
Die Mittelstufenschule bietet viele Vorteile, wie das längere gemeinsame Lernen, die individuelle Förderung in kleinen Gruppen und die starke Praxisorientierung. Sie eröffnet vielfältige Anschlussmöglichkeiten und bereitet die Jugendlichen gezielt auf ihren weiteren Bildungsweg und das Berufsleben vor. Die Entscheidung über den Bildungsgang durch die Schule kann für Familien zunächst ungewohnt sein, stellt jedoch sicher, dass jedes Kind entsprechend seiner Fähigkeiten und Interessen optimal gefördert wird.
Voraussetzung für den Besuch:
Kinder müssen die Grundschule erfolgreich abgeschlossen haben, um eine Mittelstufenschule besuchen zu können.
Vorteile der Mittelstufenschule:
- Längeres gemeinsames Lernen in den ersten Jahren
- Individuelle Förderung durch kleinere Lerngruppen
- Starke Praxisorientierung und frühzeitige Berufsorientierung
- Verschiedene Abschlüsse und Anschlussmöglichkeiten
Herausforderungen:
Die Entscheidung über den weiteren Bildungsgang trifft die Schule, nicht die Eltern. Das kann für Familien ungewohnt sein, sorgt aber für eine passgenaue Förderung auf Basis der tatsächlichen Kompetenzen der Kinder.
Weiterführende Informationen:
- Beispiel: Erlenbachschule Elz: Mittelstufenschule – Praxis und Abschlüsse
- Die Mittelstufenschule | kultus.hessen.de
- Die Mittelstufenschulen in Hessen - Das Konzept 2010
- Die Mittelstufenschule in Hessen. Ein Wegweiser. Onlinebroschüre 2014
- Klare Regeln für die Aufnahmevoraussetzung in den Realschulzweig | Forderung Landeselternbeirat
- OloV Hessen
- Praxis und Schule (PUSCH) | kultus.hessen.de
- Realschule, Hauptschule und Gesamtschule | Realschule Hessen
- Schulewirtschaft – Kooperation von Schulen & Wirtschaft
Die Realschule – Eine wertvolle Schulform mit großem Potenzial
Die Realschule bietet Schülerinnen und Schülern (SuS) eine hervorragende Grundlage für den Einstieg in gehobene Ausbildungsberufe. Trotz der zunehmenden Fokussierung auf das Gymnasium, sollten sich Eltern bewusst machen, welches Potenzial in einem Realschulabschluss steckt – gerade für Unternehmen, die qualifizierte Fachkräfte suchen. Es ist bedauerlich, dass das Image der Realschule in den letzten Jahren gelitten hat, sodass es heute schwieriger geworden ist, mit einem Mittleren Abschluss beispielsweise eine Banklehre zu beginnen. Banken und andere gehobene Branchen bevorzugen oft Gymnasiasten, doch dies sollte nicht so bleiben. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, den Mittleren Abschluss wieder attraktiv für diese Sektoren zu machen. Denn:
Vielfalt der Stärken und Schwächen
Jeder Schüler, jede Schülerin hat individuelle Talente. Nicht jeder ist akademisch orientiert, doch das bedeutet keineswegs, dass sie oder er im Berufsleben weniger wertvoll ist. Die Realschule bietet eine Plattform, um praktische Talente zu fördern und SuS optimal auf die Berufswelt vorzubereiten. Menschen, die nicht gerne lange lernen, können dennoch im Arbeitsleben großartige Praktiker werden.
Die Bedeutung kleiner Realschulen
Auch kleine Realschulen, spielen eine wichtige Rolle im Bildungswesen, insbesondere für SuS, die in großen Schulsystemen möglicherweise untergehen würden. Hier einige Vorteile, die kleine Schulen bieten:
Individuelle Betreuung: In kleineren Schulstrukturen haben Lehrerinnen und Lehrer (LuL) und Schulpersonal die Möglichkeit, SuS enger zu begleiten und auf individuelle Bedürfnisse besser einzugehen. Gerade in der Jugendphase, die von Höhen und Tiefen geprägt ist, kann eine persönliche Betreuung entscheidend sein. Während auch größere Schulen individuelle Förderung bieten, ist es für Jugendliche in kleineren Schulen schwieriger, sich dieser Betreuung zu entziehen. Kleine Realschulen haben ihre SuS besser im Blick und können gezielter auf ihre Herausforderungen eingehen.
Familiäre Atmosphäre: In kleinen Schulen kennt jeder jeden – sei es im Unterricht oder im Schulalltag. Selbst das Schulsekretariat kennt die SuS persönlich und bietet ihnen dadurch eine Wertschätzung, die in größeren und oft anonymeren Strukturen weniger ausgeprägt ist. Dieses Gefühl des Gesehen-Werdens schafft eine familiäre Atmosphäre, die sich positiv auf die Motivation und das Wohlbefinden der SuS auswirken kann. Zwar können große Schulen ein breiteres Angebot an Arbeitsgemeinschaften und außerschulischen Aktivitäten bieten, aber die enge Gemeinschaft kleiner Schulen fördert ein stärkeres Miteinander.
Wie ist die Realschule aufgebaut?
Die Realschule umfasst die Klassen 5 bis 10. In vielen Fällen gibt es eine sogenannte Förderstufe für die Klassen 5 und 6. Hier lernen die Kinder gemeinsam und können sich in Ruhe entwickeln, bevor sie ab Klasse 7 in den Realschulzweig wechseln.
Ab Klasse 7 wählen die Schülerinnen und Schüler zusätzliche Fächer, zum Beispiel eine zweite Fremdsprache (meist Französisch) oder andere Wahlpflichtfächer.
Was lernen die Kinder in der Realschule?
Die Realschule vermittelt eine lebensnahe und vertiefende Allgemeinbildung. Der Unterricht ist praxisbezogener als beispielsweise am Gymnasium. Das bedeutet, dass neben den Hauptfächern wie Deutsch, Mathematik und Englisch auch Fächer wie Arbeitslehre, Wirtschaft, Technik oder Hauswirtschaft eine wichtige Rolle spielen.
Ab Klasse 7 können die Kinder Schwerpunkte nach ihren Interessen und Stärken setzen – zum Beispiel in Sprachen, Naturwissenschaften oder kreativen Fächern.
Welche Abschlüsse kann man an der Realschule machen?
Am Ende der Klasse 9 kann – bei entsprechenden Leistungen – der Hauptschulabschluss erreicht werden. Nach Klasse 10 erwerben die Schülerinnen und Schüler den Mittleren Abschluss (Realschulabschluss). Mit guten Leistungen ist auch der Wechsel in die gymnasiale Oberstufe möglich, um später das Abitur zu machen.
Was bietet die Realschule noch?
Viele Realschulen bieten besondere Angebote wie bilingualen Unterricht (z. B. Fächer auf Englisch), Ganztagsangebote, Projekte zur Berufsorientierung und Kooperationen mit Unternehmen oder Vereinen an. Die Realschule arbeitet oft eng mit außerschulischen Partnern zusammen, um den Übergang in den Beruf oder auf weiterführende Schulen zu erleichtern.
Wer kann die Realschule besuchen?
Voraussetzung für den Besuch der Realschule ist der erfolgreiche Abschluss der Grundschule. Die Entscheidung, welche weiterführende Schule für Ihr Kind am besten passt, wird gemeinsam mit den Lehrkräften am Ende der Grundschulzeit getroffen.
Fazit
Die Realschule, insbesondere in kleineren Strukturen, bietet Schülerinnen und Schülern eine wertvolle Alternative im Bildungssystem, die sowohl auf ihre praktischen Talente als auch auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht. Gemeinsam sollten wir daran arbeiten, das Image der Realschule zu stärken und diese Schulform als wichtigen Baustein für die berufliche und persönliche Entwicklung junger Menschen zu fördern.
Die Realschule ist eine weiterführende Schule in Hessen, die nach der Grundschule besucht werden kann. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die eine praxisnahe und fundierte Allgemeinbildung suchen und später gute Chancen auf eine Ausbildung oder den Besuch weiterführender Schulen haben möchten.
Weiterführende Informationen:
Berufsqualifizierend | Studienqualifizierend
Praxisorientierte Bildung mit direktem Weg zum Abitur
Das berufliche Gymnasium in Hessen bietet Jugendlichen die Möglichkeit, innerhalb von drei Jahren sowohl eine vertiefte Allgemeinbildung als auch berufsbezogene Kenntnisse zu erwerben. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss, die sich für einen praxisnahen Weg zum Abitur entscheiden möchten. Die Ausbildung am beruflichen Gymnasium gliedert sich in eine Einführungsphase und eine zweijährige Qualifikationsphase. In dieser Zeit werden die Jugendlichen intensiv auf wissenschaftliches Arbeiten vorbereitet und lernen, eigenständig zu arbeiten und zu lernen – Kompetenzen, die sie sowohl für ein späteres Studium als auch für eine Ausbildung oder den direkten Berufseinstieg stärken.
Ein besonderes Merkmal des beruflichen Gymnasiums ist die Wahl einer Fachrichtung, die den individuellen Interessen und Talenten der Jugendlichen entspricht. Ob Technik, Wirtschaft, Gesundheit, Ernährung, Sozialwesen oder Informatik – die Schülerinnen und Schüler können ihren Schwerpunkt setzen und erwerben dabei nicht nur fundiertes Wissen in den allgemeinbildenden Fächern, sondern auch wertvolle Einblicke in berufsbezogene Themen. Der Unterricht ist praxisnah gestaltet und verbindet theoretische Grundlagen mit anwendungsorientierten Inhalten, sodass die Jugendlichen optimal auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorbereitet werden.
Wer bereits in der Sekundarstufe I durchgehend eine zweite Fremdsprache belegt hat, kann sich im beruflichen Gymnasium auf eine Fremdsprache konzentrieren und diese bis zum Abitur fortführen. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Abiturprüfung am beruflichen Gymnasium erwerben die Schülerinnen und Schüler die Allgemeine Hochschulreife, die ihnen den Zugang zu allen Studiengängen an Universitäten und Hochschulen eröffnet. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, nach der zwölften Klasse die Fachhochschulreife zu erlangen. Voraussetzung hierfür ist neben dem schulischen Teil ein einjähriges Praktikum oder eine abgeschlossene Berufsausbildung. Erst mit dem Nachweis dieser praktischen Erfahrung wird die Fachhochschulreife offiziell anerkannt.
Das berufliche Gymnasium ist somit eine attraktive Option für Jugendliche, die Wert auf eine enge Verbindung von Allgemeinbildung und beruflicher Orientierung legen. Es eröffnet vielfältige Perspektiven – sei es für ein Studium, eine Ausbildung oder den direkten Einstieg ins Berufsleben. Ausführliche Informationen zu den Aufnahmebedingungen, den Fachrichtungen und den aktuellen Lehrplänen finden Eltern und Jugendliche auf den Seiten des Hessischen Kultusministeriums sowie direkt bei den beruflichen Schulen in ihrer Region.
Vergleich zu anderen Schulformen
Das Berufliche Gymnasium in Hessen verbindet eine vertiefte Allgemeinbildung mit praxisnaher beruflicher Orientierung und bietet damit eine attraktive Doppelqualifikation: Neben dem Abitur erwerben Schülerinnen und Schüler fundierte Kenntnisse in einer Fachrichtung wie Technik, Wirtschaft, Sozialwesen oder Informatik, Ernährung oder Gesundheit. Durch praxisorientierten Unterricht und enge Kooperationen mit Unternehmen erhalten sie wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt, die sowohl die Studien- als auch die Berufswahl erleichtern. Im Vergleich zu anderen Schulformen ermöglicht das Berufliche Gymnasium eine gezielte Förderung individueller Interessen bei gleichzeitig voller Hochschulzugangsberechtigung. Lehrkräfte mit beruflicher Erfahrung gestalten den Unterricht lebensnah und bereiten die Jugendlichen optimal auf Studium, Ausbildung oder den direkten Einstieg ins Berufsleben vor. So eröffnet das Berufliche Gymnasium vielfältige Perspektiven für die Zukunft.
Rechtliche Grundlagen:
- Ausgestaltung der Bildungsgänge und Schulformen der Grundstufe und Mittelstufe und der Abschlussprüfung in der Mittelstufe - VOBGM (VO)- aktuelle Fassung
- Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO) - aktuelle Fassung
Weiterführende Informationen:
- Abitur in Hessen - Ein guter Weg. Broschüre 2021. Hinweis: Auf Grund des Inkrafttretens der novellierten Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO) bildet die Broschüre nicht den aktuellen Stand der Rechtslage ab. Sobald die Broschüre aktualisiert ist, wird sie hier ausgetauscht.
- Berufliches Gymnasium | kultus.hessen.de
- Berufliches Gymnasium Kerncurricula | kultus.hessen.de
- Die Potsdamer Erklärung — Bündnis für ein zukunftsfähiges Abitur
- Landesabitur | kultus.hessen.de
- Vereinbarung über Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung (PDF) | kmk.org
- Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe und der Abiturprüfung (PDF) | kmk.org
Die Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung (BÜA) ist ein innovatives Angebot in Hessen, das Jugendlichen nach der Vollzeitschulpflicht neue Wege eröffnet, um gezielt und praxisnah in eine duale Ausbildung zu starten. Die BÜA richtet sich besonders an junge Menschen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, unabhängig davon, ob sie bereits einen Hauptschulabschluss besitzen oder diesen erst noch erwerben möchten. Mit einem klar strukturierten, zweistufigen Konzept werden die Schülerinnen und Schüler individuell begleitet und auf den Einstieg ins Berufsleben vorbereitet. In kleinen Klassen und mit intensiver sozialpädagogischer Unterstützung erhalten sie die Möglichkeit, ihre Stärken zu entdecken, berufliche Interessen auszuprobieren und wichtige Schlüsselkompetenzen zu entwickeln.
Im ersten Jahr, der sogenannten Stufe I, steht die berufliche Orientierung im Mittelpunkt. Durch praxisnahe Inhalte, berufsbezogenen Unterricht und verpflichtende Praktika in Betrieben lernen die Jugendlichen verschiedene Berufsfelder kennen und können dabei auch den Hauptschulabschluss nachholen. Wer sich besonders engagiert und gute Leistungen zeigt, hat die Chance, in die Stufe II aufzusteigen. Hier werden die beruflichen Grundqualifikationen weiter vertieft, sodass nach erfolgreichem Abschluss der mittlere Bildungsabschluss erreicht werden kann. Dieser eröffnet zahlreiche Möglichkeiten: den direkten Übergang in eine duale Ausbildung, den Einstieg in die Fachoberschule oder sogar den Besuch eines beruflichen Gymnasiums.
Das Besondere an der BÜA ist die enge Verzahnung von schulischer Bildung und Praxiserfahrung. Die Jugendlichen profitieren von einer umfassenden Förderung, die sie dabei unterstützt, eine realistische und fundierte Berufswahl zu treffen. Ziel ist es, den Übergang von der Schule in den Beruf so reibungslos wie möglich zu gestalten und die Chancen auf einen Ausbildungsplatz deutlich zu verbessern. Eltern können sicher sein, dass ihr Kind in der BÜA individuell begleitet wird und alle Möglichkeiten erhält, einen passenden Abschluss sowie eine erfolgreiche berufliche Perspektive zu erreichen.
Weiterführende Informationen:
- Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung (BÜA) | Schule und Ausbildung Kassel
- Bericht "Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung - BÜA" in der Zeitschrift Inside (Seite 6 f.) | gew-hessen.de
- Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung Onlinebroschüre 2017
- Informationen zur BÜA beim Staatlichen Schulamt Kassel (PDF) | schulaemter.hessen.de
- Modellprojekt BÜA wird verlängert | kultus.hessen.de
- Schulversuch „Berufsfachschule zum Übergang in Ausbildung“ (BÜA) Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung der TU Darmstadt
Berufsschulen in Hessen spielen eine zentrale Rolle im Rahmen der dualen Ausbildung. Hier erwerben Jugendliche nicht nur fundierte berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern vertiefen auch ihre allgemeine Bildung. Die Berufsschule begleitet die betriebliche Ausbildung und sorgt dafür, dass Theorie und Praxis optimal miteinander verknüpft werden. So werden junge Menschen gezielt auf die Anforderungen des Berufslebens vorbereitet und erhalten gleichzeitig die Chance, verschiedene schulische Abschlüsse zu erwerben – vom Hauptschulabschluss über den mittleren Abschluss bis hin zur Fachhochschulreife, sofern die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt sind.
Die Ausbildung an der Berufsschule ist in Grund- und Fachstufen gegliedert. In der Grundstufe, die meist ein Jahr dauert, werden die Grundlagen für den gewählten Beruf gelegt. Daran schließt sich die Fachstufe an, in der das Wissen vertieft und spezialisiert wird. Der Unterricht ist vielfältig und praxisnah gestaltet und umfasst neben Pflicht- und Wahlpflichtfächern auch Zusatzangebote, etwa zur Vorbereitung auf die Fachhochschulreife. Oft arbeiten Berufsschulen dabei eng mit anderen Schulen zusammen, um ein möglichst breites Bildungsangebot sicherzustellen.
In Hessen wird aktuell mit dem Projekt „zukunftsfähige Berufsschule“ gezielt daran gearbeitet, die duale Ausbildung und die Berufsschulstandorte in allen Regionen zu stärken. Ziel ist es, eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige Ausbildung für alle Auszubildenden zu gewährleisten – auch im ländlichen Raum. Dafür werden unter anderem zusätzliche Lehrerstellen geschaffen und Mindestklassengrößen angepasst, damit kleine Ausbildungsberufe weiterhin wohnortnah unterrichtet werden können.
Eltern können sicher sein, dass die Berufsschule in Hessen ihren Kindern nicht nur einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglicht, sondern auch vielfältige Bildungswege offenhält. Ausführliche Informationen zu den Berufsschulen, den verschiedenen Abschlüssen und aktuellen Entwicklungen finden Sie auf den Seiten des Hessischen Kultusministeriums und direkt bei den Beruflichen Schulen in Ihrer Region.
Rechtliche Grundlagen:
Weiterführende Informationen:
- Beispiel: Berufliche Schulen Korbach
- Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) - Deutschland
- OloV Hessen
- Projekt „zukunftsfähige Berufsschule“ | kultus.hessen.de
- Praxis und Schule (PUSCH) | kultus.hessen.de
- Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule | QuABB
- Schulewirtschaft – Kooperation von Schulen & Wirtschaft
Die Fachoberschulen (FOS) in Hessen eröffnen Jugendlichen mit mittlerem Abschluss einen praxisnahen und zielgerichteten Weg zur Fachhochschulreife. Besonders attraktiv ist die enge Verzahnung von schulischer Bildung und praktischer Erfahrung: In der zweijährigen Organisationsform A verbringen die Schülerinnen und Schüler das erste Jahr teils im Unterricht und teils im gelenkten Praktikum in einem Betrieb oder einer Einrichtung. So sammeln sie wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt und können das Gelernte direkt anwenden. Im zweiten Jahr steht dann der Vollzeitunterricht an der Schule im Mittelpunkt, der gezielt auf die Abschlussprüfung zur Fachhochschulreife vorbereitet.
Die Fachoberschule bietet verschiedene Fachrichtungen an, darunter Technik, Wirtschaft, Gesundheit, Gestaltung und Sozialwesen. Innerhalb dieser Bereiche können die Jugendlichen häufig noch individuelle Schwerpunkte wählen, die ihren Interessen und beruflichen Zielen entsprechen. Wer bereits eine einschlägige Berufsausbildung abgeschlossen hat, kann die einjährige Organisationsform B besuchen und nach einem Jahr Vollzeitunterricht die Fachhochschulreife erwerben.
Für Jugendliche, die bereits eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung besitzen, gibt es die einjährige Organisationsform B. Diese Form ermöglicht es, die Fachhochschulreife in nur einem Jahr Vollzeitunterricht zu erwerben, da die praktische Berufserfahrung bereits vorhanden ist. So können Absolventinnen und Absolventen der dualen Ausbildung schneller den Weg zu einem Studium an einer Fachhochschule oder Hochschule für angewandte Wissenschaften einschlagen.
Voraussetzung für den Besuch der FOS ist neben dem mittleren Abschluss auch die Zusage einer Praxisstelle für das Praktikum im ersten Jahr (bei Form A). Mit dem erfolgreichen Abschluss der FOS erwerben die Absolventinnen und Absolventen die bundesweit anerkannte Fachhochschulreife, die den Zugang zu einem Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften oder zu bestimmten Studiengängen an Universitäten ermöglicht.
Geprüft werden bei der Abschlussprüfung neben den allgemein bildenden Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auch die fachrichtungs- und schwerpunktbezogenen Fächer.
Rechtliche Grundlagen:
- KMK-Rahmenvereinbarung über die Fachoberschule
- Verordnung über die Ausbildung und Abschlussprüfung an Fachoberschulen (VOFOS)
Weiterführende Informationen:
Die Höhere Berufsfachschule (HBFS) in Hessen bietet Jugendlichen mit mittlerem Abschluss die Möglichkeit, sich gezielt auf einen Beruf vorzubereiten und gleichzeitig einen anerkannten schulischen Abschluss zu erwerben. In diesen Bildungsgängen werden die Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Fachrichtungen, wie zum Beispiel Sozialassistenz oder Informationsverarbeitung, sowohl theoretisch als auch praktisch umfassend ausgebildet. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten sie die Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfte Assistentin“ oder „Staatlich geprüfter Assistent“ mit dem Zusatz der jeweiligen Fachrichtung.
Die zweijährige höhere Berufsfachschule (zum Beispiel für Sozialassistenz oder andere Assistentenberufe) baut auf dem mittleren Abschluss auf und bietet eine vollschulische Ausbildung, die mit einer staatlichen Prüfung abschließt. Absolventinnen und Absolventen dürfen nach erfolgreichem Abschluss die Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfte Assistentin“ oder „Staatlich geprüfter Assistent“ mit dem jeweiligen Fachrichtungshinweis führen. Besonders im Bereich Sozialassistenz ist diese Ausbildung gefragt, da sie grundlegende Qualifikationen für soziale und pflegerische Berufe vermittelt und den Einstieg in weiterführende Fachschulen – etwa zur Erzieherin oder zum Erzieher – ermöglicht. Während der Ausbildung werden theoretische und praktische Inhalte eng miteinander verzahnt: Praktika in passenden Einrichtungen sind fester Bestandteil und helfen den Jugendlichen, wertvolle Berufserfahrung zu sammeln.
Ein weiterer Pluspunkt: Wer die Höhere Berufsfachschule erfolgreich abschließt, kann durch Zusatzunterricht und eine Zusatzprüfung auch die Fachhochschulreife erwerben. Damit stehen den Absolventinnen und Absolventen nicht nur attraktive Berufsperspektiven offen, sondern auch der Weg zu einem Studium an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften oder – nach einer Hochschulzugangsprüfung und entsprechender Berufserfahrung – sogar zu einem fachgebundenen Studium an einer Universität.
Die enge Verbindung von Theorie und Praxis, die staatlich anerkannten Abschlüsse und die Durchlässigkeit zu weiteren Bildungswegen machen die Schulform zu einer Alternative im hessischen Bildungssystem.
Weiterführende Informationen:
- Berufsfachschulen | kultus.hessen.de
- Bildungsketten-Vereinbarung Hessen 2021 – 2026
- Informationen zur BÜA beim Staatlichen Schulamt Kassel (PDF) | schulaemter.hessen.de
- Optimierung des Übergangsbereichs in Hessen. | DIPF
- Überblicksheft Sek I, Hessen, Ausgabe 2024/2025 | planet-beruf.de
- Zweijährige Höhere Berufsfachschule (HBFS) | kultus.hessen.de




